Nachdem der scheidende Bayer-Vorstandschef Werner Baumann die Jahreszahlen des Konzerns präsentierte, sackte der Aktienkurs von Bayer (WKN: BAY001 ; ISIN: DE000BAY0017) wegen einer schlechten Prognose für das laufende Jahr um vier Prozent ab. An dieser Reaktion dürfte sich aber auch das schwierige Verhältnis der Anleger:innen zu Bauman widergespiegelt haben. Als bekannt wurde, dass er vorzeitig seinen Platz räumen würde, schoss die Aktie nämlich nach oben.
Am Montagnachmittag lag die Aktie bei 56,50 EUR. Seit Jahresbeginn ist das Papier um 17% gestiegen und liegt in den Top fünf des Dax. Dennoch konnte die Aktie die Kursverluste seit dem Monsanto-Kauf 2016 noch nicht wieder einholen. Bevor die Prozesse gegen den Glyphosat-Hersteller begonnen haben, war die Aktie noch das doppelte wert.
Derzeit ist Bayer das Ziel aktivistischer Investor:innen, die die Aufspaltung der Geschäftssparten fordern. Anleger:innen unterstützen diese Pläne. Nach dem Einstieg von Inclusive Capital Partners im Januar legten die Papiere innerhalb einer Woche um zehn Prozent zu. Expert:innen sind optimistisch, laut Bloomberg raten 18 zum Kauf und keiner zum Verkauf.
Baumanns Nachfolger Bill Anderson wird im April anfangen. Auch er wird sich mit den Forderungen aktivistischer Investor:innen auseinandersetzen müssen. Jefferies-Analyst Charlie Bentley erwartet hier, dass sich mit Andersons Antritt das Potenzial für strategische Veränderungen zeigen wird. Seiner Ansicht nach wird der Konglomeratsabschlag 20 Prozent betragen. Auch Peter Spengler von der DZ Bank rechnet mit einer neuen Chance für den Kurs der Aktie. Er glaubt jedoch nicht an die baldige Abspaltung der Agrarsparte. Beide raten zum Kauf der Aktie. Spengler benennt das Kursziel bei 75 EUR, Bentley rechnet mit 70 EUR. Barclays Analystin Emily Field hält sogar ein Kursziel von 80 EUR für realistisch.
Die hohen Kursziele überraschen, da Baumann einen Gewinnrückgang für 2023 angekündigt hat. Michael Leuten von UBS hat diese Aussicht erwartet, ebenso die Marktreaktion. Seiner Ansicht nach hat sich aber das Geschäftsumfeld verbessert, weshalb er ein Kursziel von 99 EUR angibt. Vor allem die Preise von Weizen und Mais sind ausschlaggebend für die Kurse von Bayer. Spengler meint, dass erst im späteren Jahresverlauf mit den Höhepunkten der Preise zu rechnen sei. Er prognostiziert einen bereinigten Konzerngewinn von 12,9 Milliarden EUR. Bayer hat sich eine Spanne von 12,5 bis 13 Milliarden EUR zum Ziel gesetzt.
Spengler hält die Aktie für niedrig bewertet, verglichen mit Konkurrenzunternehmen. Er rechnet mit einem KGV von 7,6. Laut Bloomberg lag das KGV in den letzten vier Jahren bei 6,5. 2023 soll diese Kennzahl auf 6,8 ansteigen. Die Kernbranchen Gesundheit und Landwirtschaft unterliegen laut Ulle Wörner von der Landesbank Baden-Württemberg wenigen Schwankungen. Er gibt ein Kursziel von 66 EUR aus.
Die Glyphosat-Klage belastet die Aktie derzeit. Laut ersten Analysen dürfte sich der Kurs aber erholen. Aktuell hat der Konzern Rücklagen in Höhe von 6,5 Milliarden EUR für weitere Klagen. Expert:innen halten den Abschlag für weitere Rechtsrisiken für eingepreist.
2022 hat Bayer einen Rekordgewinn von 13,5 Milliarden EUR erzielt. Damit die Anteilseigner:innen profitieren, schlägt der Konzern eine Erhöhung der Dividende um 20% auf 2,40 EUR pro Aktie vor.
In den kommenden Jahren könnte der Ablauf von Patenten auf mehrere Medikamente die Aktie unter Druck setzen. Die Zukunft der Aktie ist dann von der Performance neuer Produkte abhängig.
Diesen Artikel können Sie auf Market World lesen
Market World ist das Finanzportal für aktuelle Informationen aus der Welt der Börsen: Aktien, DAX, Wirtschafts-News, Börsenkurse, Trading-Tipps, Stimmungsindikatoren, Indizes und noch mehr.