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Die Entwicklung der Gas- und Ölpreise 2022

Seit Anfang des Jahres hat die deutsche Wirtschaft mit steigenden Energiekosten zu kämpfen. Eine Übersicht über Hintergründe, die Preisentwicklung und mögliche Folgen.

Zu Beginn des Jahres 2022 wuchs die Hoffnung, dass, durch die zunehmende Entspannung der Corona-Pandemie, der prä-pandemische Zustand der Wirtschaft wieder in greifbare Nähe rücken könnte. Ein knappes halbes Jahr später scheint es aus deutscher Sicht jedoch, als hätte eine Krise lediglich die andere abgelöst: Zwar wird die Wirtschaft nur noch indirekt durch das Corona-Virus bedrängt, spürbar etwa durch Lieferengpässe, dafür aber umso mehr von der steigenden Inflation und den extrem in die Höhe steigenden Energiepreisen. 

Auch der seit Ende Februar in der Ukraine herrschende Kriegszustand hat die Preissteigerung für Öl und Gas mitzuverantworten, zumal die Frage des Preises und der Beschaffung dieser Güter seitdem zum Politikum geworden ist, nicht zuletzt, weil die deutsche Wirtschaft extrem von russischem Gas und Öl abhängig ist und die Gefahr von Lieferausfällen und einer damit einhergehenden Knappheit als latente Gefahr stets mitbedacht werden muss. Angesichts dieser Situation wird vielerorts in den Medien und öffentliche Debatten der Vergleich mit der Ölkrise in den 1970er Jahren nicht gescheut. 

Tatsächlich ist der Krieg in der Ukraine nicht der Auslöser dieser Energiekrise, sondern lediglich ein Treiber derselben. Die Ölpreise steigen bereits seit Anfang des Jahres. Grund dafür ist, dass infolge des angestrebten Wachstums die Weltwirtschaft mehr Rohöl verbraucht als international gefördert wird. Die OPEC (Die Organisation der Erdöl-Exportstaaten) hat die Förderung von Öl im ersten Coronajahr stark heruntergefahren, da die Preise wegen der zurückgegangenen Nachfrage eingebrochen waren. 

Anfang Januar lag der Preis eines Barrels der Sorte WTI bei 75 US-Dollar und der Preis der Sorte Brent bei etwa 80 US-Dollar pro Barrel. Befeuert durch den Ukraine-Krieg stieg der Preis von Brent Anfang März um 61% auf etwa 129 US-Dollar. Das Barrel WTI stieg im gleichen Zeitraum um 66% auf 125 US-Dollar an. Seit 2012 sind das Rekordpreise für Rohöl. Zuletzt sind die Ölpreise, einer leichten Entspannung zum Trotz, gleichbleibend hoch. Zu Beginn der letzten Mai-Woche lag der Preis für das Barrel Brent bei rund 113 US-Dollar, ein Anstieg um 65,7% im Jahresvergleich, während ein Barrel WTI rund 110 US-Dollar kostet und sich damit innerhalb eines Jahres um 67% verteuert hat. 

In der EU scheint es, als stünde einem Öl-Embargo gegen Russland nichts mehr im Wege. Die OPEC hält hingegen an ihrem Kurs fest eventuelle Lieferengpässe nicht auszugleichen. So wird auf eine signifikante Steigerung der Fördermenge verzichtet. Seit 2021 die Ölförderung wieder im größeren Rahmen angelaufen ist, überprüft das Kartell monatlich welche Menge an Erdöl man in der kommenden Zeit aus dem Boden schöpfen möchte. Im Mai belief sich die Fördermenge auf 430.000 Barrel pro Tag. Diese Menge soll auch im Juni beibehalten werden. Die Ölkrise ist für die OPEC und ihre Partnerländer (OPEC+) bisher äußerst lohnenswert. Die größten Ölverbraucher der Welt beraten aktuell über die Strategie keine Öl mehr zu bezahlen, dass über einen bestimmten Preis hinausgeht. Man hofft so der dauerhaften Verteuerung entgegenzuwirken. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warb ebenfalls während des Weltwirtschaftsforums in Davos für eine solche Strategie. 

Gleichermaßen brisant ist die Frage der Gasversorgung und des Gaspreises. Aktuell bezieht die Bundesrepublik Deutschland den größten Teil ihres Erdgases aus Russland. 

Ein Blick auf die Importpreise und Importmengen von Erdgas in die Bundesrepublik zeigt, dass die Teuerung von Erdgas schon seit längerem spürbar ist. Noch im Dezember 2020 wurden 442.730 Terajoule Erdgas für 4.113,39 EUR/Tj importiert. Im Dezember des Folgejahres kostete die nahezu gleiche Menge (448.338 Tj) schon 14.925,82 EUR/Tj. Innerhalb eines Jahres ist der Gaspreis pro Terajoule damit um 262,86% gestiegen. Der Preis hielt sich in etwa im Januar 2022 und sackte im Februar sogar auf 13.301,66 EUR/Tj ab, nur um im März, bei einer Importmenge von 346.320 Tj Erdgas auf 19 307,62 EUR/Tj zu steigen. Damit stiegen die Importkosten von Januar bis März um 30%. 

Besonders im Börsenhandel schlug sich der erhöhte Importpreis nieder. Am 6. März erreichte das Gas eine Preisspitze bei 212 EUR pro Megawattstunde, konnte sich aber bis Ende des Monats auf 116,44 EUR/MWh senken. In der letzten Maiwoche (Stand 23.5.2022) kostete eine Megawattstunde Erdgas im Börsenhandel nur noch 77,70 EUR. Das ist zwar deutlich weniger als im März, steht aber einem günstigen Gaspreis der letzten Jahre entgegen, der sich von 2008 bis 2020 auf durchschnittlich 19 EUR/MWh belief. 

Besonders Privathaushalte sind von diesen Gaspreisen betroffen. So hat sich der Gaspreis in ct/KWh 2022 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Bis auf weiteres deutet auch nichts auf eine Rückkehr zu den niedrigen Gaspreisen hin. 

Politisches Umdenken und staatliches Eingreifen - Europäische Energie als Weg aus der Krise? 

Angesichts des in absehbarer Zeit kommenden Winters und der derzeitig niedrigen Füllstände der Gasspeicher, stellt sich die Frage nach dem politischen Umgang mit der Gas- und Gaspreissituation in Deutschland. Zwar wird noch Gas aus Russland importiert, aber im Falle eines Embargos gegen Russland würden sich die Füllstände nicht erhöhen und der Preis wieder extrem steigen. Sollte es so weit kommen, ist die Bundesregierung auf einen Verteilungsplan angewiesen, der derzeit noch diskutiert wird. Eine Option wäre beispielsweise die Versteigerung von Gasreserven an Unternehmen. 

Als kurzfristige Lösung wird in der EU bereits eine Deckelung der Gaspreise erwogen. Spanien und Portugal haben bereits die Erlaubnis bekommen ihre Preise für ein Jahr zu begrenzen. In Spanien soll die Grenze bei 40 EUR pro Megawattstunde liegen. 

Langfristig plant die EU ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus dem Ausland zu verringern. Zu diesem Zweck werden nun Forschung und Planung für die Durchführung einer Umstellung auf die europaweite Produktion von erneuerbaren Energien gefördert.

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